FB_CMA_MovingExcess
Berechnet den gleitenden Exzess für ein- und mehrkanalige reell-wertige Zeitreihen.
Der Baustein behandelt das Eingangssignal als Zeitreihe mit ggf. mehreren unabhängigen Kanälen. Für jeden Kanal wird der empirische Exzess nach Gleichung
berechnet, wobei s die gleitende Standardabweichung ist. Der Exzess ist der um den Wert 3 geminderte Wert der empirischen Wölbung (auch Kurtosis genannt), wobei der 3 gerade der Wölbung einer Normalverteilung entspricht. Daraus ergibt sich in der Interpretation des Exzess:
Exzess > 0: Verteilung spitzer als Normalverteilung; deutet auf häufige Peaks in der Stichprobe hin
Exzess < 0: Im Vergleich zur Normalverteilung abgeflachte Verteilung
Der Exzess bietet z.B. die Möglichkeit zur Beurteilung von Stößen im Vibrationssignal, wie sie beim Überrollen von lokalen Schädigungen im Wälzlager entstehen.
Es können in jedem Zyklus ein feste Anzahl (nInLength
) Samples pro Kanal zur Stichprobenmenge hinzugefügt werden (siehe Ein- und Ausgänge). Die Berechnung der Mittelwerte erfolgt hierbei stets Sample für Sample.
Weitere Anmerkungen
Zur Berechnung eines ersten Ergebnisses müssen 4 Werte vorliegen. Des Weiteren darf die Standardabweichung nicht Null sein. Ergebnisse können unter Umständen ungenau werden, wenn die Eingangswerte viele Größenordnungen auseinanderliegen.
Gedächtniseigenschaften
Die Stichprobenmenge N, welche zur Berechnung des aktuellen Ergebnisses genutzt wird, erhöht sich automatisch bei jedem neuen eingehenden Datensatz, d.h. der Baustein verwendet alle Eingangswerte seit dessen Instanziierung. Das Zurücksetzen der Stichprobenmenge auf Null (löschen des internen Speichers des FBs) ist über eine ResetData()
Methode oder, bei Verwendung der CallEx()
Methode über die Variable bResetData
vorgesehen.
NaN Vorkommnis
Falls für einen Kanal noch keine ausreichende Anzahl Eingangswerte für die Berechnung eines Ergebnisses vorliegt oder die Varianz Null beträgt, wird für diesen Kanal der Wert NaN (Not A Number) nach IEEE 754 zurückgegeben. Das Vorliegen dieses Fehlerwertes kann mit der Funktion LrealIsNaN() überprüft werden. Ursache dafür kann entweder sein, dass noch nicht genug Eingangsdaten übergeben wurden oder dass für einzelne Kanäle bisher lediglich NaNs als Eingangswerte übergeben wurden. Eine Varianz von Null kann insbesondere auftreten, wenn die Zeitreihe der Werte konstant ist, etwa wenn aufgrund von Kabelbruch oder Schaltfehlern keine Sensordaten übertragen werden.
Enthält ein Satz von Eingangswerten die spezielle Konstante NaN, so wird der Statistik für diesen Kanal bei diesem Zeitschritt kein Wert hinzugefügt, d.h. sie wird als Indikator für fehlende Werte behandelt.
Behandlung von NaN-Werten Falls die oben beschriebenen Situationen, welche zu NaN-Werten führen, nicht ausgeschlossen oder sicher vernachlässigt werden können, muss das Anwendungsprogramm diese Fehlerwerte behandeln. |
Verhalten bei der Verarbeitung mehrkanaliger Eingangsdaten
Bei der Verarbeitung mehrerer Kanäle (nChannels > 1
) besteht die Möglichkeit unterschiedlicher Rückgabewerte je Kanal. In diesem Fall können gesonderte Rückgabewerte am Funktionsbaustein abgefragt werden. Sind die Ergebnisse von einem oder mehreren Kanälen unzulässig, jedoch nicht alle Kanäle, dann entspricht der Wert am Baustein eCM_InfRTime_AmbiguousChannelResults
. Sind die Ergebnisse aller Kanäle unzulässig, dann entspricht der Wert am Baustein eCM_ErrRTime_ErrornousChannelResults
.
Die Abfrage einer Liste der Rückgabewerte aller Kanäle kann über die Methode GetChannelErrors()
erfolgen.
Bei der Verarbeitung mehrerer Unterkanäle (nSubChannels > 0
) ist die Formatierung der Eingangs- und Ausgangsdaten gesondert zu beachten. Bestehen die Eingangsdaten aus einem mehrkanaligen Ergebnis eines vorangestellten Funktionsbausteins, muss der Wert von nChannels
übernommen werden, eine weitere Konfiguration erfolgt in diesem Fall über den Parameter nSubChannels
.
Beispiel: Bei der statistischen Betrachtung (z.B. durch FB_CMA_Quantiles) der Frequenzkanäle eines mehrkanaligen Spektrums (z.B. FB_CMA_MagnitudeSpectrum) ist der Wert von nChannels
identisch zur Anzahl der Eingangssignale zu wählen, die Anzahl der Unterkanäle nSubChannels
entspricht der Länge des Spektrums.
Beispielimplementierung
Eine exemplarische Implementierung ist unter folgendem Link verfügbar: Gleitender Mittelwert
Ein- und Ausgänge
Die Ein- und Ausgangspuffer entsprechen folgender Definition (Shape). Die variablen Parameter sind Teil des Bausteineingangs stInitPars
.
Varianten | Eingangspuffer (MultiArray input stream) | Ausgangspuffer (MultiArray output stream) |
---|---|---|
Standardvariante |
|
|
Standardvariante für mehrere Datensätze |
|
|
Mehrkanalige Variante |
|
|
Mehrkanalige Variante für mehrere Datensätze |
|
|
*: Die Länge dieser Dimension kann beliebig gewählt werden und sich so der Applikation bzw. dem Ausgangspuffer des vorrausgehenden Algorithmus anpassen.
Eingangsparameter
Die Eingangsparameter dieses Bausteins repräsentieren Initialisierungsparameter und müssen bereits bei der Deklaration der FB Instanz zugewiesen werden! (Alternativ: Init()-Methode). Sie dürfen nur einmalig zugewiesen werden. Eine Änderung zur Laufzeit ist nicht möglich.
VAR_INPUT
stInitPars : ST_CM_MovingMoments_InitPars; // init parameter
nOwnID : UDINT; // ID for this FB instance
aDestIDs: ARRAY[1..cCMA_MaxDest] OF UDINT; // IDs of destinations for output
nResultBuffers : UDINT := 4; // number of MultiArrays which should be initialized for results (0 for no initialization)
tTransferTimeout : LTIME := LTIME#500US; // timeout checking off during access to inter-task FIFOs
END_VAR
stInitPars
: Baustein-spezifische Struktur mit Initialisierungsparametern vom Typ ST_CM_MovingMoments_InitPars. Die Parameter müssen mit der obigen Definition der Ein- und Ausgangspuffer übereinstimmen.nOwnID
: Identifiziert die Bausteininstanz mit einer eindeutigen ID. Diese muss immer größer als null sein. Eine bewährte Vorgehensweise ist die Definition einer Enumeration für diesen Zweck.aDestIDs
: Legt die Ziele durch Angabe derer IDs fest, zu denen die Ergebnisse weitergeleitet werden sollen. Die Definition des Ausgangspuffers (wie oben beschrieben) muss mit der Definition des Eingangspuffers jedes gewählten Zieles übereinstimmen.nResultBuffers
: Der Funktionsbaustein initialisiert einen Transfer Tray Stream mit der gegebenen Anzahl an MultiArray Puffern. Der Defaultwert ist vier.tTransferTimeout
: Einstellung des synchronen Timeout für interne MultiArray Weiterleitungen. Siehe Kapitel Parallelverarbeitung.
Ausgangsparameter
VAR_OUTPUT
bError : BOOL; // TRUE if an error occurs. Reset by next method call.
hrErrorCode : HRESULT; // '< 0' = error; '> 0' = info; '0' = no error/info
ipErrorMessage : I_TcMessage := fbErrorMessage; // Shows detailed information about occurred errors, warnings and more.
nCntResults : ULINT; // Counts outgoing results (MultiArrays were calculated and sent to transfer tray).
END_VAR
-
bError
: Der Ausgang istTRUE
, falls ein Fehler auftritt. -
hrErrorCode
: Falls ein Fehler auftritt, wird ein entsprechender Fehlercode vom TypHRESULT
ausgegeben. Mögliche Werte sind in der Liste der Fehlercodes erläutert. -
ipErrorMessage
: Beinhaltet nähere Informationen zum aktuellen Rückgabewert. Siehe hierzu den Abschnitt Fehlerbeschreibung und Information. Für diesen speziellen Schnittstellenzeiger ist intern sichergestellt, dass er immer gültig/zugewiesen ist.
Call():
Die Methode wird jeden Zyklus aufgerufen, um den Algorithmus auf die aktuellen Eingangsdaten anzuwenden. Der Baustein wartet auf Eingangsdaten, sofern die Methode weder neue Ergebnisse noch einen Fehler angibt. Dies ist ein reguläres Verhalten im Ablauf der Analysekette.
- Rückgabewert: Falls ein Fehler auftritt, wird ein entsprechender Fehlercode vom Typ
HRESULT
ausgegeben. Mögliche Werte sind in der Liste der Fehlercodes erläutert.
METHOD Call : HRESULT
VAR_OUTPUT
bNewResult : BOOL; // TRUE every time when outgoing MultiArray was calculated and sent to transfer tray.
bError : BOOL; // TRUE if an error occurs.
hrErrorCode : HRESULT; // '< 0' = error; '> 0' = info; '0' = no error/info
END_VAR
bError
: Der Ausgang istTRUE
, falls ein Fehler auftritt.hrErrorCode
: Falls ein Fehler auftritt, wird ein entsprechender Fehlercode vom TypHRESULT
ausgegeben. Mögliche Werte sind in der Liste der Fehlercodes erläutert. Dieser Ausgang ist identisch zum Rückgabewert der Methode.
Falls ein Timeout eintritt oder kein MultiArray Puffer für das Ergebnis verfügbar ist, so gehen weder die Eingangsdaten noch die Ergebnisdaten verloren. Sie werden beim nächsten Aufruf weitergeleitet. |
Init():
Üblicherweise ist diese Methode in einer Condition Monitoring Applikation nicht notwendig. Sie bietet eine Alternative zur Bausteininitialisierung. Die Init()
Methode darf nur während der Initialisierungsphase der SPS aufgerufen werden. Sie kann nicht während der Laufzeit verwendet werden. Es sei auf die Verwendung von einer FB_init
Methode oder dem Attribut 'call_after_init
' hingewiesen (siehe TwinCAT SPS Referenz). Hiermit wird zudem die Bausteinkapselung erleichtert.
Die Eingangsparameter der Bausteininstanz dürfen nicht bei der Deklaration zugewiesen werden, falls die Initialisierung mit der Init() Methode erfolgen soll.
- Rückgabewert: Falls ein Fehler auftritt, wird ein entsprechender Fehlercode vom Typ
HRESULT
ausgegeben. Mögliche Werte sind in der Liste der Fehlercodes erläutert.
METHOD Init : HRESULT
VAR_INPUT
stInitPars : ST_CM_MovingMoments_InitPars; // init parameter
nOwnID : UDINT; // ID for this FB instance
aDestIDs : ARRAY[1..cCMA_MaxDest] OF UDINT; // IDs of destinations for output
nResultBuffers: UDINT := 4; // number of MultiArrays which should be initialized for results (0 for no initialization)
END_VAR
stInitPars
: Baustein-spezifische Struktur mit Initialisierungsparametern vom Typ ST_CM_MovingMoments_InitPars. Die Parameter müssen mit der obigen Definition der Ein- und Ausgangspuffer übereinstimmen.nOwnID
: Identifiziert die Bausteininstanz mit einer eindeutigen ID. Diese muss immer größer als null sein. Eine bewährte Vorgehensweise ist die Definition einer Enumeration für diesen Zweck.aDestIDs
: Legt die Ziele durch Angabe derer IDs fest, zu denen die Ergebnisse weitergeleitet werden sollen. Die Definition des Ausgangspuffers (wie oben beschrieben) muss mit der Definition des Eingangspuffers jedes gewählten Zieles übereinstimmen.nResultBuffers
: Der Funktionsbaustein initialisiert einen Transfer Tray Stream mit der gegebenen Anzahl an MultiArray Puffern. Der Defaultwert ist vier.
ResetData():
Die Methode löscht alle bereits hinzugefügten Datensätze, vgl. Gedächtniseigenschaft des Funktionsbausteins. Wird nach einem ResetData()
die Call()
-Methode wieder aufgerufen, muss entsprechend erst der interne Speicher wieder aufgefüllt werden um ein gültiges Ergebnis zu berechnen.
- Rückgabewert: Falls ein Fehler auftritt, wird ein entsprechender Fehlercode vom Typ
HRESULT
ausgegeben. Mögliche Werte sind in der Liste der Fehlercodes erläutert.
METHOD ResetData : HRESULT
VAR_INPUT
END_VAR
PassInputs():
Solange eine FB_CMA_Source
Instanz aufgerufen wird und somit Signaldaten zu einem Zielblock übertragen werden, müssen wie in der API SPS Referenz erläutert alle weiteren Blöcke der Analysekette zyklisch aufgerufen werden.
Manchmal ist es sinnvoll, einen Algorithmus für eine bestimmte Zeit nicht auszuführen. Beispielsweise sollten manche Algorithmen nur nach vorherigem Training bzw. Konfiguration ausgeführt werden. Zwar muss der Funktionsbaustein dennoch zyklisch aufgerufen werden, aber es ist ausreichend, wenn die am Baustein ankommenden Daten im Kommunikationsring weitergeleitet werden. Dies geschieht mittels der Methode PassInputs()
anstelle der Methode Call()
. Hierbei wird der Algorithmus selbst nicht aufgerufen und entsprechend kein Ergebnis berechnet sowie kein Ausgangspuffer generiert.
- Rückgabewert: Falls ein Fehler auftritt, wird ein entsprechender Fehlercode vom Typ
HRESULT
ausgegeben. Mögliche Werte sind in der Liste der Fehlercodes erläutert.
METHOD PassInputs : HRESULT
VAR_INPUT
END_VAR
GetChannelErrors():
Die Methode ermöglicht die Abfrage einer Liste der kanalspezifischen Rückgabewerte bei der Verarbeitung mehrerer Kanäle (nChannels > 1
). Ein Aufruf ist sinnvoll für den Fall, dass der Rückgabewert des Bausteins einem der Werte eCM_InfRTime_AmbiguousChannelResults
oder eCM_ErrRTime_ErrornousChannelResults
entspricht.
-
Rückgabewert: Information über den Ausleseprozess der Liste der Fehlercodes. Der Wert wird auf
TRUE
gesetzt, falls die Abfrage erfolgreich war,FALSE
anderenfalls.
METHOD GetChannelErrors : BOOL
VAR_IN_OUT
aChannelErrors : ARRAY[*] OF HRESULT;
END_VAR
-
aChannelErrors
: Fehlerliste vom TypHRESULT
der LängenChannels
.
Ähnliche Funktionsbausteine
Der Baustein FB_CMA_MovingMean berechnet den gleitenden Mittelwert non Eingangswerten.
Der Baustein FB_CMA_MovingStandardDeviation berechnet die gleitende Standardabweichung von Eingangswerten.
Der Baustein FB_CMA_MovingSkew berechnet die gleitende Schiefe von Eingangswerten.
Voraussetzungen
Entwicklungsumgebung | Zielplattform | Einzubindende SPS-Bibliotheken |
---|---|---|
TwinCAT v3.1.4022.25 | PC or CX (x86, x64) | Tc3_CM, Tc3_CM_Base |
Eingeschränkter Funktionsumfang bereits mit CM 3.1 verfügbar. Siehe Abschnitt Kompatibilität. |