Beschaltung von differentiellen Strom-Eingängen

Dieses Kapitel setzt auf den vorangegangenen Erläuterungen auf und betrachtet das CommonMode-Thema in Bezug auf (differentielle) Strommessung per Shunt (integriertem Messwiderstand).

Shunt-Strommesseingänge sind grundsätzlich galvanisch mit dem Strompfad verbunden. Liegen im Messgerät (z.B. analoge Eingangsklemme) mehrere Kanäle vor, die nicht voneinander galvanisch getrennt sind, sind auch bei dieser Messanwendung die Potentialbezüge zu beachten.

Folgender Entscheidungsbaum kann verfolgt werden:

Wenn UCM, max eines analogen Eingangskanals überschritten wird, kann es zu erheblichen Fehlmessungen durch interne Ausgleichsströme kommen.

Um die theoretischen Überlegungen mit Zahlen zu füllen, nun eine

Beispielhafte Betrachtung anhand differentieller 20 mA-Messung bei EL30xx/EL31xx

Hinweis

Zahlenwerte im Beispiel

Die im folgenden verwendeten Zahlenwerte sind beispielhaft zu verstehen, für konkrete Aussagen zu den betrachteten Produkten siehe die entspr. Gerätedokumentation

Beschaltung von differentiellen Strom-Eingängen 1:
Interne Anschlussschaltung eines 20 mA-Kanals der o.a. Serie, R1/2 z. B. 10 kΩ

Am Prinzipschaltbild einer 2-kanaligen Klemme sind die verbundenen GND-Punkte innerhalb der Klemme zu sehen (Abb. Interne Anschlussschaltung zweier 20 mA-Kanäle der o.a. Serie):

Beschaltung von differentiellen Strom-Eingängen 2:
Interne Anschlussschaltung zweier 20 mA-Kanäle der o.a. Serie

Im Folgenden werden nun verschiedene mögliche Beschaltungen auf ihre Zulässigkeit in Bezug auf den CMP betrachtet. Dabei wird angenommen, dass die Stromsensoren 100 % AEW ausgeben, also 20 mA.

Beispiel 1a

Die 2-kanalige EL3012 wird mit zwei Sensoren beschaltet, die von 5 und 24 V gespeist werden. Beide Strommessungen sind als Low-Side-Messung ausgeführt. Diese Anschlussform ist zulässig, denn CMPch1 und CMPch2 liegen jeweils bei Imax ca. 330 mV über 0 V, UCM ist somit immer < 0,5 V. Somit wird UCM < 10 V (gültig für EL30xx) eingehalten.

Beschaltung von differentiellen Strom-Eingängen 3:
Beispiel 1a: LowSide-Messung (R3 = 250 Ω, R4 = 1200 Ω)

Wird GNDint bei den EL30x1/EL30x2 bzw. EL31x1/EL31x2 nicht extern beschaltet, kann sich das Potenzial auf GNDint nach Erfordernis einstellen, es "floatet". Allerdings ist dann mit reduzierter Messgenauigkeit zu rechnen.

Beispiel 1b

Entsprechendes gilt auch, wenn der frei schwebende Punkt GNDint auf ein anderes Potential gezogen wird.

Beschaltung von differentiellen Strom-Eingängen 4:
Beispiel 1b, HighSide-Messung (R3 = R4 = 1200 Ω)

Beispiel 2a

Die gleiche EL3012 wird nun wieder mit den beiden 20 mA-Sensoren beschaltet, diesmal aber einmal in Low-Side-Messung an 5 V, einmal in High-Side-Messung an 12 V. Damit ergibt sich ein erheblicher Potenzialunterschied UCM > 10 V beider Kanäle. Wenn UCM,max = 10 V wäre, wäre dies nicht zulässig (jeweilige Gerätespezifikation beachten!)

Beschaltung von differentiellen Strom-Eingängen 5:
Beispiel 2a, Unzulässige High-Side-/Low-Side-Messung (R3 = 250 Ω, R4 = 600 Ω)

Zur Abhilfe könnte GNDint in diesem Fall extern mit einem Hilfs-Potenzial von 6 V gegenüber "0 V" verbunden werden. Damit stellt sich A/GNDint ca. mittig zwischen 0,3 V bzw. 11,6 V ein.

Beispiel 2b

Bei den EL3xx4 ist GNDint intern mit dem negativen Powerkontakt verbunden. Deshalb gilt hier die Freiheit der Potenzialwahl nicht.

Beschaltung von differentiellen Strom-Eingängen 6:
Beispiel 2b, Unzulässige EL3xx4-Beschaltung (R3 = R4 = 1200 Ω)

Es stellt sich ein CMP = 23,6 V und damit >> 10 V ein.

Zusammenfassung

Daraus ergeben sich einige konkrete Vorgaben für die externe Beschaltung von differentiellen Stromeingängen mit 20 mA-Sensoren: