Messung RTD (nur Pt1000)

RTD Spezifikation und Konvertierung

Die Temperaturmessung mit widerstandsabhängigem RTD-Sensor umfasst generell zwei Schritte:

Beide Schritte können lokal im Beckhoff Messgerät stattfinden. Die Transformation im Gerät kann auch deaktiviert werden, wenn sie übergeordnet in der Steuerung gerechnet werden soll. Je nach Gerätetyp können mehrere RTD-Konvertierungen implementiert sein, die sich dann nur in Software unterscheiden. Dies bedeutet für Beckhoff RTD-Messgeräte, dass

Anwendung auf die EPP3504/ ERP3504

Die EPP3504/ ERP3504 unterstützt die Messung von Widerständen bis 2 kΩ in der 2/3/4‑Leiter-Messung, und die Konvertierung von Pt1000 RTD-Sensoren bis 2000 Ω/266 °C.

Auch wenn die EPP3504/ ERP3504 eine alleinige Widerstands-Messung (ohne Umrechnung in Temperatur) nicht unterstützt, sei hier eine Widerstandspezifikation angegeben da die Temperaturmessung darauf aufbaut.

Hinweis zu 2-/3-/4-Leiter-Anschluss im R/RTD-Betrieb

Bei der einfachen 2-Leiter-Messung beeinflusst der Leitungswiderstand der zu dem Sensor geführten Zuleitungen den gemessenen Wert. Ist eine Reduzierung dieses systematischen Fehleranteils bei der 2-Leiter-Messung angestrebt, ist der Zuleitungswiderstand zum Messwiderstand einzurechnen, dieser Zuleitungswiderstand muss dann allerdings erst ermittelt werden.

Unter Berücksichtigung der Unsicherheit dieses Zuleitungswiderstands kann dieser dann statisch in die laufende Rechnung einbezogen werden, bei EPP3504-0023 über das CoE‑Objekt 0x80n0:13.

Eine z.B. durch Alterung oder Temperatur bedingte Widerstandsänderung der Zuleitung wird jedoch nicht automatisch erfasst. Gerade die Temperaturabhängigkeit von Kupferleitungen mit ~4000ppm/K (entspricht 0,4%/K!) ist nicht unwesentlich beim 24/7-Betrieb!

Durch die 3-Leiter-Messung ist es möglich den systematischen Anteil zu eliminieren, unter der Annahme, dass die zwei Zuleitungen identisch sind. Bei dieser Messungsart wird der Leitungswiderstand einer Zuleitung dauernd gemessen. Der ermittelte Wert wird dann zwei Mal von dem Messergebnis abgezogen und der Leitungswiderstand so eliminiert. Dies führt technisch zu einer deutlich zuverlässigeren Messung. Unter Berücksichtigung der Messunsicherheit ist der Gewinn durch den 3-Leiter-Anschluss allerdings nicht so erheblich, da diese Annahme einer hohen Ungewissheit unterliegt - die einzelne, nicht nachgemessene Leitung könnte doch beschädigt oder unbemerkt widerstandsvariant sein.

Der 3-Leiter-Anschluss ist also ein technisch bewährter Ansatz, bei einer methodisch nach Messunsicherheit bewerteten Messung wird dringend der voll-kompensierte 4‑Leiter‑Anschluss empfohlen.

Sowohl bei 2-Leiter- als auch bei 3-Leiter-Anschluss beeinflussen die Übergangswiderstände der Klemmkontakte den Messvorgang. Durch einen anwenderseitigen Abgleich bei gesteckter Signalverbindung kann die Messgenauigkeit weiter erhöht werden.

Hinweis

Messung von kleinen Widerständen

Insbesondere bei Messungen im Bereich ca. < 10 Ω wird der 4-Leiter-Anschluss durch die relativ hohen Zuleitungs- und Übergangswiderstände unbedingt erforderlich. Zu bedenken ist auch dass bei solch niedrigen Widerständen die relative Messabweichung bezogen auf den MBE hoch werden kann - für solche Messungen sind ggf. Widerstandsmessklemmen mit kleinen Widerstands-Messbereichen wie z.B. die EL3692 in 4-Leiter-Messung zu verwenden

Entsprechende Überlegungen führen auch im Brückenbetrieb zu den gängigen Anschlussmethoden:

  • Vollbrücke: 4-Leiter-Anschluss ohne Leitungskompensation, 6-Leiter-Anschluss mit voller Leitungskompensation
  • Halbbrücke: 3-Leiter-Anschluss ohne Leitungskompensation, 5-Leiter-Anschluss mit voller Leitungskompensation
  • Viertelbrücke: 2-Leiter-Anschluss ohne Leitungskompensation, 3-Leiter-Anschluss mit theoretischer und 4-Leiter-Anschluss mit voller Leitungskompensation

Widerstandsmessung 2kΩ

2/3-Leiter 1)

4-Leiter

Betriebsart

3 V Speisespannung fest eingestellt an +Uv
Intern 1 kΩ Referenzwiderstand an –I2
Der Speisestrom ergibt sich somit aus:
3 V / (1 kΩ + RMessung) → max. 3 mA

Messbereich, nominell

2 kΩ (entspricht bei PT1000 +266°C)

Messbereich, Endwert (MBE)

2 kΩ

Messbereich, technisch nutzbar

0 … 2 kΩ

PDO LSB (Extended Range)

Bei Widerstandsmessung wird kein ExtendedRange unterstützt

PDO LSB (Legacy Range)

Die Widerstandsmessung ist in EPP3504-0023 nicht als eigener Messbereich verfügbar.

Vorläufige Angaben:

Widerstandsmessung 2kΩ

2/3-Leiter 1)

4-Leiter

Grundgenauigkeit: Messabweichung bei 23°C, mit Mittelwertbildung, mit Offset, typ.

< ± 0,024 %MBE
< ± 240 ppmMBE
< ± 480 mΩ

< ± 0,022 %MBE
< ± 220 ppmMBE
< ± 440 mΩ

Offset/Nullpunkt-Abweichung (bei 23°C)

FOffset

< 80 ppmMBE

< 60 ppmMBE

Gain/Scale/Verstärkungs-Abweichung (bei 23°C)

FGain

< 180 ppm

< 160 ppm

Nichtlinearität über den gesamten Messbereich

FLin

< 130 ppmMBE

< 130 ppmMBE

Wiederholgenauigkeit (bei 23°C)

FRep

< 20 ppmMBE

< 20 ppmMBE

Rauschen (ohne Filterung, bei 23°C)

FNoise, PtP

< 220,0 ppmMBE
< 1719 digits
< 440,0 mΩ

< 220,0 ppmMBE
< 1719 digits
< 440,0 mΩ

FNoise, RMS

< 37,0 ppmMBE
< 289 digits
< 74,0 mΩ

< 37,0 ppmMBE
< 289 digits
< 74,0 mΩ

Max. SNR

> 88,6 dB

> 88,6 dB

Rauschdichte@1kHz

< 1,05 Messung RTD (nur Pt1000) 1:

< 1,05 Messung RTD (nur Pt1000) 2:

Rauschen (mit 50 Hz FIR Filter, bei 23°C)

FNoise, PtP

< 14,0 ppmMBE
< 109 digits
< 28,0 mΩ

< 14,0 ppmMBE
< 109 digits
< 28,0 mΩ

FNoise, RMS

< 2,3 ppmMBE
< 18 digits
< 4,6 mΩ

< 2,3 ppmMBE
< 18 digits
< 4,6 mΩ

Max. SNR

> 112,8 dB

> 112,8 dB

Gleichtaktunterdrückung (ohne Filter) 3)

tbd.

tbd.

Gleichtaktunterdrückung (mit 50 Hz FIR Filter) 3)

tbd.

tbd.

Temperaturkoeffizient, typ.

TkGain

< 20 ppm/K

< 20 ppm/K

TkOffset

< 8 ppmMBE/K
< 16 mΩ/K

< 3 ppmMBE/K
< 6 mΩ/K

Größte kurzzeitige Abweichung während einer festgelegten elektrischen Störprüfung, typ.

tbd. %MBE

 

tbd. %MBE

 

1) Die Offset-Spezifikation gilt nicht im 2‑Leiter-Betrieb, da hier geräteseitig der Offset durch Leitungswiderstände erhöht ist. Es wird deshalb ein anlagenseitiger Offset-Abgleich empfohlen; siehe „Hinweis zu 2-/3-/4-Leiter-Anschluss im R/RTD-Betrieb“. Die final erzielbare Grundgenauigkeit im 2‑Leiter-Betrieb ist wesentlich von der Qualität dieses anlagenseitigen Offset-Abgleichs abhängig.

3) Werte beziehen sich auf eine Gleichtaktstörung zwischen SGND und internem GND.

RTD-Messbereich

Messung RTD (nur Pt1000) 3:
Darstellung RTD-Messbereich

Im Temperatur-Modus steht nur der Legacy-Range zur Verfügung, der „Extended Range Modus“ ist nicht verfügbar.

Die Temperaturdarstellung in [°C/digit] (z.B. 0,1°/digit oder 0,01°/digit) ist unabhängig von der elektrischen Messung, sie ist „nur“ eine Anzeigeeinstellung und ergibt sich aus der PDO-Einstellung, siehe Kapitel Inbetriebnahme.

Messung RTD (nur Pt1000) 4:

Angaben zu den Sensortypen in nachfolgender Tabelle

Die in der folgenden Tabelle aufgeführten Werte zu den Sensortypen werden hier lediglich zu informativen Zwecken als Orientierungshilfe dargestellt. Alle Angaben sind ohne Gewähr und müssen mit dem Datenblatt des jeweiligen verwendeten Sensors überprüft werden.

Die RTD-Messung umfasst eine Verkettung von Mess- und Rechenelementen, die auf die erzielbare Messabweichung einwirken:

Messung RTD (nur Pt1000) 5:
Verkettung der Unsicherheiten in der RTD-Messung

Maßgebend für die erzielbare Temperatur-Messgenauigkeit ist die angegebene Widerstands-Spezifikation. Im Folgenden wird sie auf die möglichen RTD-Typen angewendet.

Aufgrund

werden im Folgenden keine detaillierten Temperatur-Spezifikationstabellen angegeben, sondern

  • eine Kurztabelle mit Angabe des elektrischen Messbereichs und Orientierungswert für die Grundgenauigkeit
  • eine grafische Darstellung der Grundgenauigkeit über Tsens (dies bei zwei Beispiel-Umgebungstemperaturen damit aufgrund der real vorliegenden Umgebungstemperatur grafisch auf die erzielbare Grundgenauigkeit geschlossen werden kann)
  • Formeln, um weitere Kenngrößen (Offset/Gain/Nichtlinearität/Wiederholgenauigkeit/Rauschen) bei Bedarf aus der Widerstandsspezifikation beim gewünschten Betriebspunkt zu berechnen

Von der EPP3504-0023 unterstützte RTD-Typen:

Temperaturmessung RTD

Pt1000 2-Leiter

Pt1000 3-Leiter

Pt1000 4-Leiter

Verwendeter elektrischer Messbereich

2 kΩ

Startwert

-200°C ≈ 185,2 Ω

Endwert

266°C ≈ 2000 Ω

PDO LSB (nur Legacy Range)

0,1/0,01/0,001°C/digit, je nach PDO Einstellung

Grundgenauigkeit: Messabweichung bei 23°C Umgebungstemperatur, mit Mittelwertbildung, typ.

Die erreichbare Messunsicherheit ist wesentlich von den Leitungswiderständen als anlagenseitiger Offset abhängig und kann bestenfalls den Wert der 3-Leiter-Messung erreichen.

< ±132 mK

(vorläufiger Wert)

< ±120 mK

(vorläufiger Wert)

Temperaturkoeffizient 2), typ.

< 6,6 mK/K

(vorläufiger Wert)

< 5,4 mK/K

(vorläufiger Wert)

2) Der Temperaturkoeffizient, also die Änderung des Temperatur-Messwerts bei Änderung der Umgebungstemperatur der Box, ist, wie im folgenden Plot zu sehen, nicht konstant. Als Orientierungswert wird hier der Wert bei 0°C Sensortemperatur gegeben. Weitere Werte können aus dem Plot entnommen werden.

Grundgenauigkeit für Pt1000, 3-Leiter-Anschluss:

Messung RTD (nur Pt1000) 6:
Diagramm zur Grundgenauigkeit für Pt1000, 3-Leiter-Anschluss

Grundgenauigkeit für Pt1000, 4-Leiter-Anschluss:

Messung RTD (nur Pt1000) 7:
Diagramm zur Grundgenauigkeit für Pt1000, 4-Leiter-Anschluss

Sind weitere Spezifikationsangaben von Interesse, können bzw. müssen sie aus den in der Widerstandsspezifikation gegebenen Werten berechnet werden.

Zum Ablauf:

 

Im Folgenden drei Beispiele, die verwendeten Zahlenwerte dienen der Veranschaulichung. Maßgebend bleiben die in den techn. Daten genannten Spezifikationswerte.

Beispiel 1:

Grundgenauigkeit einer ELM3504 bei 35°C Umgebung, Messung von -100°C im PT1000-Interface (4-Leiter), ohne Rausch- und Alterungs-Einflüsse:

TMesspunkt = -100 °C

MW=RPT1000, -100°C = 602,56 Ω

Messung RTD (nur Pt1000) 10:

= 86,238 ppmMBE

FWiderstand(RMesspunkt) = 86,238 ppmMBE ⋅ 2000 Ω = 0,1725 Ω

ΔRproK(TMesspunkt) = (R(-99 °C) – R(-100 °C)) / (1 °C) = 4,05 Ω/°C

FELM3504@35°C, PT1000, -100°C = (0,1725 Ω)/(4,05 Ω/°C) ≈ 0,043 °C (bedeutet ±0,043 °C)

 

Beispiel 2:

Betrachtung allein der Wiederholgenauigkeit unter o.a. Bedingungen:

TMesspunkt = -100 °C

MW = RMesspunkt (-100 °C) = 602,56 Ω

FEinzel = 10 ppmMBE

FWiderstand= 10 ppmMBE ⋅ 2000 Ω = 0,02 Ω

ΔRproK(TMesspunkt) = (R-99°C – R-100°C) / 1°C = 4,05 Ω/°C

FTemp(RMesspunkt) = 0,02 Ω / 4,05 Ω/°C ≈ 0,005°C (bedeutet ±0,005 °C)

 

Beispiel 3:

Betrachtung allein des RMS-Rauschens ohne Filter unter o.a. Bedingungen:

TMesspunkt = -100°C

MW = RMesspunkt (-100°C) = 602,56 Ω

FEinzel = 37 ppmMBE

FWiderstand = 37 ppmMBE ⋅ 2000 Ω = 0,074 Ω

ΔRproK(TMesspunkt) = (R-99°C – R-100°C)/1°C = 4,05 Ω/°C

FTemp(RMesspunkt) = 0,074 Ω / 4,05 Ω/°C ≈ 0,018°C (bedeutet ± 0,018°C)

Beispiel 4:

Wird das Rauschen FNoise, PtP der o.a. Beispielklemme nicht nur für einen Sensorpunkt -100°C sondern allgemein betrachtet ergibt sich folgender Plot:

Messung RTD (nur Pt1000) 11:
Diagramm Rauschen FNoise, PtP in Abhängigkeit zur Sensortemperatur