Rückwirkungsfreie Busklemmen

Einsatz von rückwirkungsfreien Bus- bzw. EtherCAT-Klemmen in Sicherheitsanwendungen

Bezeichnet man eine Bus- bzw. EtherCAT-Klemme als rückwirkungsfrei, versteht man darunter das passive Verhalten der nachgeschalteten Klemme in einer Sicherheitsanwendung (z.B. bei allpoliger Abschaltung einer Potenzialgruppe).
Die Klemmen stellen hier keinen aktiven Teil der Sicherheitssteuerung dar und beeinflussen nicht den in der sicherheitstechnischen Anwendung erreichten Sicherheits-Integritätslevel (SIL) bzw. Performance Level (PL).
Beachten Sie bitte hierzu im Applikationshandbuch TwinSAFE die Kapitel 2.17f.

Hinweis
Hardwarestand beachten

Beachten Sie in den Kapiteln „Technische Daten“ bzw. „Firmware Kompatibilität“ die Angaben zum Hardwarestand und zur Rückwirkungsfreiheit der jeweiligen Busklemme!
Nur Klemmen mit entsprechendem Hardwarestand dürfen eingesetzt werden, ohne dass der erreichte SIL/PL beeinflusst wird!

Im den folgenden Tabellen sind die zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Dokumentation als rückwirkungsfrei geltenden Bus- bzw. EtherCAT-Klemmen mit den entsprechenden Hardwareständen aufgelistet:

Klemmenbezeichnung
Busklemme

ab Hardwarestand

KL2408

05

KL2809

02

KL2134

09

KL2424

05

KL9110

07

Klemmenbezeichnung
EL/ELX-Klemme

ab Hardwarestand

EL2004

15

EL2008

07

EL2022

09

EL2024

06

EL2034

06

EL2809

01

EL2828

00

EL2872

01

EL2878-0005

00

EL9110

13

EL9410

16

ELX1052

00

ELX1054

00

ELX1058

00

ELX2002

00

ELX2008

00

ELX3152

00

ELX3181

00

ELX3202

00

ELX3204

00

ELX3252

00

ELX3312

00

ELX3314

00

ELX3351

00

ELX4181

00

ELX5151

00

ELX9560

03

Externe Beschaltung

Die folgenden Anforderungen sind durch den Anlagenbauer sicherzustellen und müssen in die Anwenderdokumentation aufgenommen werden.

  • Schutzklasse IP54
    Zur Sicherstellung der notwendigen Schutzklasse IP54 müssen die Klemmen in IP54-Schaltschränken moniert werden.
  • Netzteil
    Zur Versorgung der Standardklemmen mit 24 V muss ein SELV/PELV Netzteil mit einer ausgangsseitigen Spannungsbegrenzung von Umax=60 V im Fehlerfall verwendet werden.
  • Verhinderung von Rückspeisung
    Rückspeisung kann durch unterschiedliche Maßnahmen verhindert werden. Diese werden im Folgenden beschreiben. Neben zwingenden Anforderungen gibt es auch optional auszuwählende Anforderungen, von denen nur eine Option ausgewählt werden muss.
    • Kein Schalten von Lasten mit separater Spannungsversorgung
      Es dürfen keine Lasten durch die Standardklemmen geschaltet werden, die über eine eigene Spannungsversorgung verfügen, da hier eine Rückspeisung der Last nicht ausgeschlossen werden kann.
    • Rückwirkungsfreie Busklemmen 1:
      Negativbeispiel aktive Last
    • Als Negativbeispiel könnte hier das Ansteuern eines STO-Eingangs eines Frequenzumrichters dienen.
      Ausnahmen von dieser allgemeinen Anforderung sind nur erlaubt, wenn der Hersteller der angeschlossenen Last garantiert, dass es zu keiner Rückspeisung auf den Ansteuereingang kommen kann. Dies kann z.B. durch Einhaltung lastspezifischer Normen erreicht werden.
    • Option 1: Masserückführung und allpolige Abschaltung
      Die Masseverbindung der angeschlossen Last muss auf die sicher geschaltete Masse zurückgeführt werden.
    • Rückwirkungsfreie Busklemmen 2:
      Masseanschluss der Last richtig (K1) und falsch (K2)
    • Wird entweder
      a) die Masse der Last nicht auf die Klemme zurückgeführt oder
      b) die Masse nicht sicher geschaltet sondern permanent verbunden

      sind Fehlerausschlüsse bzgl. des Kurzschlusses mit Fremdpotential notwendig, um Kat. 4 PLe nach DIN EN ISO 13849-1:2007 oder SIL3 nach IEC 61508:2010 erreichen zu können (siehe dazu Übersicht in Kapitel „Einfluss der Optionen auf den Sicherheitslevel“).
    • Option 2: Fehlerausschluss Leitungskurzschluss
      Ist die Lösungsoption 1 nicht umsetzbar, kann auch auf die Masserückführung und allpolige Abschaltung verzichtet werden, wenn die Gefahr der Rückspeisung aufgrund eines Leitungskurzschlusses durch weitere Maßnahmen ausgeschlossen werden kann. Diese Maßnahmen, welche alternativ umsetzbar sind, werden in den folgenden Unterkapiteln beschrieben.
    • Rückwirkungsfreie Busklemmen 3:
      Fehlerausschluss Kurzschluss durch geschützte Leitungsverlegung
    • a) Möglichkeit 1: Lastanschluss durch separate Mantelleitungen
      Das nicht sicher geschaltete Potential der Standardklemme darf nicht zusammen mit anderen potentialführenden Leitungen in derselben Mantelleitung geführt werden. (Fehlerausschluss, siehe DIN EN ISO 13849-2:2013, Tabelle D.4)
    • b) Möglichkeit 2: Verdrahtung nur Schaltschrank-intern
      Alle an die nicht sicheren Standardklemmen angeschlossenen Lasten müssen sich im selben Schaltschrank wie die Klemmen befinden. Die Leitungsverlegung verbleibt vollkommen innerhalb des Schaltschrankes. (Fehlerausschluss, siehe DIN EN ISO 13849-2:2013, Tabelle D.4)
    • c) Möglichkeit 3: Eigene Erdverbindung pro Leiter
      Alle an die nicht sichere Standardklemme angeschlossenen Leiter sind durch eigene Erdverbindungen geschützt. (Fehlerausschluss, siehe DIN EN ISO 13849-2:2013, Tabelle D.4)
    • d) Möglichkeit 4: Verdrahtung dauerhaft (fest) verlegt und gegen äußere Beschädigung geschützt
      Alle an die nicht sicheren Standardklemmen angeschlossenen Leiter sind dauerhaft fest verlegt und z.B. durch einen Kabelkanal oder Panzerrohr gegen äußere Beschädigung geschützt.
  • Einfluss der Optionen auf den Sicherheitslevel
    Grundsätzlich sind Standardklemmen in sicher geschalteten Potentialgruppen kein aktiver Teil der Sicherheitssteuerung. Dementsprechend ist der erreichte Sicherheitslevel nur durch die überlagerte Sicherheitssteuerung definiert, d.h. die Standardklemmen werden bei der Berechnung nicht einbezogen! Allerdings kann die Beschaltung der Standardklemmen zu Einschränkungen des maximal erreichbaren Sicherheitslevels führen.
    Je nach gewählter Lösungsoption (siehe Option 1 und Option 2) zur Vermeidung von Rückspeisung und der betrachteten Sicherheitsnorm ergeben sich unterschiedliche maximal erreichbare Sicherheitslevels, welche in der folgenden Tabelle zusammengefasst sind:

Zusammenfassung Sicherheitseinstufungen

Vermeidungsmaßnahme Rückspeisung

DIN EN ISO 13849-1

IEC 61508

EN 62061

Fehlerausschluss

Leitungskurzschluss

max.

Kat. 4

PLe

max. SIL3

max. SIL2 *

Masserückführung + Allpolige Abschaltung

max. SIL3