Grundlagen der IEPE-Technologie

IEPE („Integrated Electronics Piezo Electric”) ist der genormte Name für eine elektrisch analoge Schnittstelle zwischen piezoelektrischen Sensoren und der Auswertelektronik. Von verschiedenen Herstellern wurden dafür eigene Markennamen geprägt: ICP®, CCLD®, IsoTron®, DeltaTron®, Piezotron®…

Anwendung

Piezoelektrische Sensoren basieren meist auf einem Quarz, in dem unter mechanischer Belastung elektrische Ladung verschoben wird, die bei entsprechend hochimpedanter Messung von außen als Spannung erkennbar wird. Bei der Messung handelt es sich um einen bevorzugt statischen Vorgang, die in einem sehr viel kleinerem Zeitabschnitt als 10 Sekunden stattfinden muss, da sonst die Ladungsdifferenz über äußere oder innere Ableitungen abgebaut wird. Ein solcher Sensor ist daher eher weniger für statische Langzeitbelastungen wie z. B. das Wiegen eines Silos geeignet. Als Anwendungsfälle solcher Sensoren finden sich deshalb vorwiegend höherfrequente Schwingungsmessungen aller Art (Unwuchterkennung, Schallsignale über Mikrophone bis Ultraschall, mechanische Vibrationen, Fundamentbeobachtung etc.).

Es haben sich über die Jahrzehnte zwei elektrische Schnittstellen zur Auswerteeinheit entwickelt:

Ladungsausgang

Das Ausgangssignal des Sensors wird in Form einer sehr geringen Ladungsänderung bereitgestellt (meist im Bereich weniger Femto- bis Pico-Coloumb) und wird über ein (möglichst kurzes) 2‑adriges Kabel abgegriffen, daher ist ein wesentlicher Bestandteil der Messelektronik meist ein sogenannter Ladungsverstärker.

Vorteile: der Sensor kann hohen Temperaturen über150 °C ausgesetzt werden, keine Stromversorgung nötig

Nachteile: sehr empfindlich gegen äußere Einflüsse auf das Kabel (Leitungslänge, mögliche Bewegung des Kabels, Art des Kabels und der Schirmung, elektromagnetische Felder etc.), aufwendige Empfangselektronik und Leitung da hohe Quell-Impedanz

IEPE-Ausgang

Da die Ladungsausgangs‑Schnittstelle im industriellen Einsatz wenig Akzeptanz findet, wurde schon früh nach einer robusteren Übertragung gesucht. Dazu wird bei IEPE ein Feldeffekt‑Transistor (FET) am Ausgang des Sensors integriert.

Grundlagen der IEPE-Technologie 1:

Wird dieser mit einem Konstantstrom von 2...8 mA auf dem 2-poligen Kabel als Versorgung gespeist, stellt sich i.d.R. eine Bias-Spannung von ca. 8....15 V ein. Wird das Piezosystem nun direkt oder indirekt (z. B. durch eine Membran) durch die Messgröße wie z. B. Kraft in Form von Druck oder Beschleunigung belastet, ändert der FET seinen Kanalwiderstand aufgrund der sich an seinem Gate ändernden Ladungsmenge und damit entsprechend ändernder Gate-Source-Spannung. Wegen der Speisung von Iconst aus einer Konstantstromquelle, ändert sich demzufolge die Bias‑Spannung entsprechend der mechanischen Belastung im Bereich einiger Volt. Das Auswertegerät muss nun i.d.R. zusätzlich die Konstantstrom-Speisung bereitstellen, kann dafür jedoch über größere Entfernungen aus der rückgemessenen Spannung auf die Messgröße schließen.

Vorteile: robustes System, das auch unter Industriebedingungen betrieben werden kann

Nachteil: Temperaturobergrenze für den Sensor 150...200 °C, kleinerer Dynamikumfang

Hinweise zum Konstantstrom

Hinweise zum IEPE- Messgerät

Hinweise zum IEPE-Sensor

Zweckmäßige Fragen zur erfolgreichen Inbetriebnahme eines IEPE-Sensors

Mit den folgenden Fragen können Sensor und Auswertegerät (Beckhoff Klemme/Box) zur Aufgabenstellung passend ausgewählt werden:

  1. Der für die Aufgabe interessante Zielfrequenzbereich ist festzulegen
  2. Ist ein kleinräumiges oder weit verteiltes System geplant?
    Besonders im 2.Fall kann es zweckmäßig sein, sog. isolierte Sensoren auszuwählen damit es nicht zu Brumm-/Masseschleifen und dadurch Signalrauschen kommt
  3. Welche Amplitudengenauigkeit ist erforderlich?
    Das Frequenzverhalten eines üblichen IEPE Sensors zeichnet sich sowohl unten (< 1 kHz) also auch oben (> 5 kHz) durch mitunter erhebliche Amplitudenfehler aus! Siehe dazu Herstellerangaben. Aus dem Zielfrequenzbereich und dem maximal zulässigen Amplitudenfehler (des Sensors) ist dann der passende Sensor zu wählen. Beispielsweise könnte bei max. 5 % Amplitudenfehler (entspricht 5000 ppm, ca. -0,5 dB) ein Sensor im Bereich 2 … 4400 Hz vertrauenswürdig sein, das heißt, Frequenzen außerhalb (die ja übertragen werden!) müssen geräteseitig herausgefiltert werden.
  4. Welche Montageart ist zu wählen (geschraubt, Magnet, geklebt, ...).
    Die Befestigungsart hat erheblichen Einfluss auf die übertragbare maximale Frequenz! Es kommt zu Resonanzen, siehe dazu die Hinweise der Sensorhersteller, auch hier ist der anlagenseitig maximal zulässige Amplitudenfehler anzusetzen.
    Beispielsweise könnte dabei herauskommen, dass ein Sensor nur bis 4 kHz vertrauenswürdig ist, auch hier müssten Frequenzen oberhalb geräteseitig herausgefiltert werden müssen.
  5. IEPE Sensoren unterliegen einer Temperaturabhängigkeit lt. Datenblatt!
  6. Welche maximale Beschleunigung wird erwartet? Dafür ist in Abhängigkeit der Leitungslänge der erforderliche Speisestrom zu ermitteln.
  7. Das Auswertegerät sollte nun passend zu den o.a. ermittelten Eckdaten ausgewählt werden.
  8. In der Konfiguration/Inbetriebnahme sind dann die passende Abtastrate/Oversampling, HighPass- und LowPass-Filter einzustellen.