Grundlagen zur Funktion

Messprinzip

Die EL3443 arbeitet mit 6 Analog/Digitalwandern zur Erfassung der Strom und Spannungsgrößen aller 3 Phasen.

Die Erfassung und Verarbeitung der 3 Phasen findet zeitsynchron in exakt gleicher Form statt. Im Folgenden wird die Signalverarbeitung für eine Phase beschrieben. Die Beschreibung gilt sinngemäß für alle 3 Phasen.

Grundlagen zur Funktion 1:
Verlauf von Spannung u und Strom i

Effektivwertberechnung

Über die Periodendauer T wird der Effektivwert für Spannung und Strom berechnet. Die Berechnungen erfolgen nach den Formeln:

Grundlagen zur Funktion 2:

Grundlagen zur Funktion 3:

u(t): Momentanwert der Spannung
i(t): Momentanwert des Stromes
n:  Anzahl der gemessenen Werte

Die Momentanwerte für Strom und Spannung sind Tiefpass-gefiltert mit einer Grenzfrequenz von 2,5 kHz bei der EL3443, EL3423 und EL3483.

Wirkleistungsmessung

Die EL34xx misst die Wirkleistung P nach der Gesetzmäßigkeit

Grundlagen zur Funktion 4:

P: Wirkleistung
n: Anzahl der Abtastungen
u(t): Augenblickswert der Spannung
i(t): Augenblickswert des Stromes

Grundlagen zur Funktion 5:
Verlauf der Leistung s(t)

Im ersten Schritt wird zu jedem Abtastzeitpunkt die Leistung s(t) berechnet:

Grundlagen zur Funktion 6:

Der Mittelwert wird jeweils über einer Periode gebildet.

Die Frequenz der Leistung ist doppelt so hoch wie die der entsprechenden Spannungen und Ströme.

Scheinleistungsmessung

In realen Netzen sind nicht alle Verbraucher rein ohmsch. Es kommt zu einer Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. Die oben beschriebene Methodik zur Ermittlung der Effektivwerte von Spannung und Strom wird dadurch nicht beeinflusst.

Anders ist das bei der Wirkleistung: Das Produkt aus Effektivspannung und Effektivstrom ergibt hier die Scheinleistung.

Grundlagen zur Funktion 7:

Die Wirkleistung ist kleiner als die Scheinleistung.

Grundlagen zur Funktion 8:

S: Scheinleistung
P: Wirkleistung
Q: Blindleistung
φ: Phasenverschiebungswinkel

Grundlagen zur Funktion 9:
Verlauf u, i, p mit Phasenverschiebungswinkel (t) (t) (t)

In diesem Umfeld sind weiter Informationen über das Netz und seine Verbraucher von Bedeutung:

Die EL3443 ermittelt die Werte:

Vorzeichen bei Leistungsmessung

Das Vorzeichen der (Grundwellen-)Wirkleistung P und des Leistungsfaktors cos φ gibt Auskunft über die Richtung des Energieflusses. Ein positives Vorzeichen signalisiert den motorischen Betrieb, das negative Vorzeichen einen generatorischen Betrieb.

Weiterhin gibt das Vorzeichen der Grundwellenblindleistung Q eine Auskunft über die Richtung der Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. In der Abb. Vier-Quadranten-Darstellung Wirkleistung/Grundwellenblindleistung bei motorischen und generatorischen Betrieb wird dies in der Vier-Quadranten-Darstellung veranschaulicht. Im motorischen Betrieb (Quadrant I + IV) deutet eine positive Grundwellenblindleistung auf eine induktive Belastung hin, eine negative Grundwellenblindleistung entsprechend auf eine kapazitive Belastung. Die Information über ein kapazitives oder induktives Lastverhalten zeigt sich auch im Vorzeichen des Phasenwinkels φ, welcher auch schon in der EL3443 enthalten ist. Im generatorischen Betrieb (Quadrant II + III) wird ein induktiv wirkender Generator durch eine positive Grundwellenblindleistung dargestellt, ein kapazitiv wirkender Generator durch eine negative Grundwellenblindleistung.

Da die Geasmtblindleistung als die quadratische Differenz zwischen Schein- und Wirkleistung definiert ist, besitzt diese kein Vorzeichen. Bei der Gesamtwirkleistung sind Vorzeichen, wie oben beschrieben, definiert.

Grundlagen zur Funktion 10:
Vier-Quadranten-Darstellung Wirkleistung/Grundwellenblindleistung bei motorischen und generatorischen Betrieb

Frequenzmessung

Die EL34xx kann die Frequenz sowohl an einem Spannungs- als auch an einem Strompfad anliegenden Eingangssignals messen. Mit Hilfe der CoE-Objekte „Reference“ und „Frequency Source“ (F800:11 und F800:13) lässt sich einstellen, welche Frequenz als PDO ausgegeben werden soll.

Power Quality Faktor

Die EL34xx berechnet einen sogenannten Power Quality Faktor (PQ-Faktor, PQF), der als Analogwert zwischen 1,0 und 0 die Qualität der Spannungsversorgung auf einen einzelnen Zahlenwert vereinfacht wiederspiegelt.

Zur Berechnung dieses Faktors werden die Messwerte, Frequenz, Effektivspannung, Verzerrungsfaktor und Spannungsunsymmetrie miteinander verrechnet und, wie in der folgenden Abbildung beispielhaft zu sehen, zusammengeführt. Die Berechnung und damit das Verhalten ist für alle EL34xx dasselbe.

Grundlagen zur Funktion 11:
Darstellung der Berechnung des Power Quality Faktors

Wie beim Zeitwert 120 zu sehen, ist die Berechnungsmethode so gewählt, dass auch sehr kurze Spannungseinbrüche einen deutlichen Signalausschlag hervorrufen.

Der PQF wird über ein adaptives IIR-Filter mit einer Aktivierungsfunktion f(x) gebildet. Um den Power Quality Faktor auf das Versorgungsnetz anzupassen, müssen die nominale Spannung und Frequenz jeweils kundenseitig im CoE-Objekt „0xF801 PMX Total Settings PQF“ eingetragen werden. Dies kann auch alternativ über den Reiter „Settings“ geschehen, der alle wichtigen Einstellungsmöglichkeiten der Klemme bedienungsfreundlich zusammenfasst.

Die weiteren überwachten Größen (Verzerrungsfaktor und Spannungsunsymmetrie) besitzen je drei Parameter xnenn, β, γ welche herstellerseitig voreingestellt sind. Das Zusammenführen aller Faktoren erfolgt über eine Multiplikation.

Grundlagen zur Funktion 12:

Die dazugehörige Filtergleichung lautet

Grundlagen zur Funktion 13:

mit

Grundlagen zur Funktion 14:

Der Faktor αk enthält somit die Änderungsrate der überwachten Größe. Bei einer starken Änderung von xk ändert sich auch αk und der PQF reagiert schneller auf Änderungen.

In einem realen Beispiel, hier anhand eines kurzen Phasenausfalls von 5 ms bzw. 10 ms, ist das Verhalten des PQFs erkennbar. Für dieses Beispiel wurde die Spannung (in grün) mit einer Frequenz von 50 Hz mit einer EL3773 aufgezeichnet. Der PQF wurde von einer EL3483 berechnet.

Beispiel 1 zeigt einen Phasenausfall von 5 ms. Am PQF ist dieser Ausfall zu erkennen, aufgrund der Länge geht der Faktor jedoch nicht runter auf 0. Das unregelmäßige Abfallen des PQFs über die Zeit lässt sich anhand der Berechnung erklären. Der fehlende Spannungsanstieg ist zuerst in der Spannungsberechnung sichtbar (Phase 1). In der zweiten Phase wird dann auch der Einfluss auf die trägere Berechnung der Verzerrung sichtbar.

Grundlagen zur Funktion 15:
PQF bei 5 ms Phasenausfall

Bei einem längeren Phasenausfall, im Beispiel 2 für 10 ms, ist der Einfluss auf den PQF noch deutlicher zu erkennen. Beim Ausfall einer Halbwelle ist in der Spannungsberechnung deutlich zu sehen, sodass der PQF direkt auf 0 abfällt.

Grundlagen zur Funktion 16:
PQF bei 10 ms Phasenausfall

Ab welchem Wert die Spannungsversorgung als „ausreichend gut“ anzusehen ist, ist stark von der angeschlossenen Applikation abhängig. Je empfindlicher die Applikation, desto höher sollte der minimale Grenzwert des PQFs gewählt werden.

Spannungsnulldurchgang

Die EL3443, sowie die EL3453, besitzen die Fähigkeit den genauen Zeitpunkt eines Spannungsnulldurchgangs zu bestimmen. Damit dieser jedoch an eine übergeordnete Steuerung in sinnvoller Art und Weise übermitteln werden kann, müssen die Steuerung sowie die EtherCAT-Klemme über dieselbe Zeitbasis verfügen. Mit Hilfe der Distributed-Clocks-Technologie stellt ein EtherCAT-System eine solche gemeinsame Zeitbasis zur Verfügung (Details hierzu siehe in der EtherCAT-Systembeschreibung). Um diese nutzen zu können, muss die EL3443 sich im Betriebsmodus „DC-Synchron“ befinden, sowie der EtherCAT-Master die entsprechende Funktion unterstützen.

Sind diese Grundvoraussetzungen geschaffen, liefern die EL3443 und EL3453 den DC-Zeitpunkt des vorletzten Nulldurchgangs. Um eine genaue Zeitpunktbestimmung der Grundwelle möglich zu machen, muss das auszuwertende Spannungssignal erst gefiltert werden, was zwangsläufig eine Verzögerung mit sich bringt. Die EL3453 ermittelt neben dem Zeitpunkt des Spannungsnulldurchgangs auch die jeweiligen Stromnulldurchgänge.

Statistische Auswertung

Die EL34xx Klemmen produzieren neben den zyklischen Daten auch statistische Auswertungen über längere Zeiträume (einstellbar im CoE: „F803 PMX Time Settings“). Standardmäßig ist das „F803:12 Measurement Interval“ auf 15 Minuten eingestellt. Die hierfür in der Klemme vorhandene Uhr lässt sich über das CoE-Objekt „F803:13 Actual System Time“ nicht nur auslesen sondern auch aktiv beeinflussen. Je nach Anwendung kann es sinnvoll sein die Uhr regelmäßig mit einer externen Uhr zu synchronisieren. Standardmäßig wird die Uhr beim Systemstart einmalig anhand der lokalen Systemzeit des Windows unter Berücksichtigung der eingestellten Zeitzone, meist also UTC, gestellt.

Zusätzlich lässt sich das Intervall auch per „Reset Interval“ Ausgangsbit manuell bzw. aus der Applikation direkt neustarten, um beispielsweise eine Statistik über einen zeitlich variierenden Prozess zu erhalten.

Berechnung des Nullleiterstroms

Da die EL34xx Klemmen direkten Zugriff auf die Momentanwerte der Ströme aller drei Phasen haben, kann unter der Annahme, dass kein Strom dem System verloren geht (mit anderen Worten: der Differenzstrom ist gleich Null), der Nullleiterstrom berechnet bzw. abgeschätzt werden. Der so berechnete (also nicht gemessene) Stromwert wird im Index „F601:13 Calculated Neutral Line Current“ ausgegeben.

Da sich im ungünstigsten Fall hier alle Messabweichungen addieren, ist die maximale Messabweichung hier entsprechend höher.

Durch die zusätzliche Messmöglichkeit eines vierten Stromwertes in der EL3453 kann entweder der Differenzstrom oder der Nullleiterstrom berechnet werden. Der jeweils andere Strom lässt sich mit Hilfe des vierten Stromkanals direkt messtechnisch erfassen. Aufgrund der üblichen Größenverhältnisse und den entsprechenden Messabweichungen ist es jedoch deutlich sinnvoller, den Differenzstrom mit Hilfe eines Summenstromwandlers zu messen und den Neutralleiterstrom berechnen zu lassen. Weitere Information hierzu finden Sie im Kapitel Anwendungsbeispiele unter dem Abschnitt Leistungsmessung inklusive Differenzstrommessung.

Oberwellenberechnung

Die EL34xx Klemmen führen intern eine Oberwellenanalyse für alle Strom- und Spannungskanäle durch. Hierfür wird zu Beginn (separat von der Systemfrequenz) eine Grundwelle im Frequenzbereich von 45 bis 65 Hz ermittelt. Der ermittelte Frequenzwert ist für die Spannungsoberwellen beispielsweise über den Index 99 (plus Kanaloffset) der variablen Ausgangswerte auszulesen sowie die Amplitude in Volt über den Index 98. Ähnliches gilt für die Stromwerte – siehe „variable Ausgangswerte“.

Die eigentlichen Oberwellenmesswerte werden in Prozent der Grundwellenamplitude ausgegeben. Außerdem ist zu beachten, dass die 0-te Oberwelle den Gleichanteil des Signals angibt.